Sven Maresch trifft "Aiblinger Topstars"

Traunreut, 3. April 2016 - leise und eher unauffällig betritt Sven Maresch die Judohalle, wo bereits fast 100 Judoka warten. Die Augen der Kinder und Jugendlichen inklusive der Augen weiten sich, als Sie diesen deutschen Weltklasse Athlet live und in Farbe vor sich sehen.

 

Klassische Begrüßung im Judo mit abknieen, Ruhe herrscht im Dojo, das lautes Kommando "Muksu" rauscht durch die Halle und beim "Re" erfolgt die Verbeugung. 

 

Sven Maresch springt auf und das Plenum merkt ab diesem Zeitpunkt, dass der "Typ ein echt lockerer Kerl" ist. Er begrüßt die Anwesenden, bedankt sich artig für die Gastfreundschaft der Traunreuter Judofamilie Schneider, die maßgeblich für das Zustandekommen dieses Lehrgangs Verantwortlich zeichneten. Er weiß, dass der französische Judoclub der Partnerstadt Traunreuts anwesend ist und er entschuldigt sich auf Englisch, dass er kein Französisch kann. Er bitte darum, dass man ihn doch übersetzt, damit alle was von diesem Judotag haben.

Sven begrüßt an seiner Seite seinen Freund und Trainingspartner Maximilian Schubert und erzählt, dass er ohne "seinen" Uke nicht hier stehen würde und das er ein wichtiger Part für seine Judoentwicklung der letzten Jahre ist. Sven spricht von der Judophilosophie, dass jeder Judoka nur mit Hilfe seines Partners sich weiterentwickeln kann und hält somit bewusst ein Plädoyer für die Judowerte. Befürwortendes Nicken der anwesenden Zuhörer auf der Matte und auf der Tribüne.

Und los ging es mit Aufwärmen. Fangen spielen, Laufen und weiter lockeres bewegen, um den Körper und die Muskulatur für das Training vorzubereiten. Sven bittet zusammen zu kommen, denn jetzt will er die Geheimnisse seines Seoi-Nage lüften.

Locker leicht sieht es aus, wenn der Düsseldorf Grand Prix Sieger bis 81 kg leichtfüßig über die Matte schwebt und dann blitzschnell den ersten Stemmschritt und die Zugeröffnung für den Wurf einleitet. Nachsetzen, Körperkontakt und Abwurf. So einfach ist es. 

"Judo ist ein wunderbarer Sport, denn nirgends trainiert man seinen Körper, komplexe Bewegungen und auch seinen Geist....", zeigt Sven Maresch, dass sich seine Begeisterung für seinen Sport in über 23 Jahren nicht verkleinert hat. Nach zwei weiteren Varianten und verschiedenen Griff- und Zugtechniken endet die erste Trainingseinheit mit dem Super sympathischen Ausnahme-Judoka.

Nach der Mittagspause folgte die obligatorische Autogrammstunde, in der Maresch geduldig alle Wünsche auf Papier, Judogi, T-Shirt und Gürtel erfüllte. Während dessen ergab sich ein aufschlussreicher Dialog über das Leben eines Leistungssportlers, der sein großes Ziel Olympia-Sieger vor Augen hat. Er spricht nicht nur die schönen Seiten des Sportes an, sondern lässt Einblicke ins Seelenleben zu, wenn er berichtet, wie sehr es ihn enttäuscht hat, vor 4 Jahren nicht nach Olympia fahren zu dürfen und wie er sich dadurch noch mehr motivierte, um dieses Jahr in Rio dabei zu sein. "Momentan sieht es gut aus, aber die Konkurrenz hat durchaus auch noch Chancen auf das Ticket nach Rio".

Ernährung ist ihm sehr wichtig, dem 29-jährigen Deutschen, der im gesamten Judo-Zirkus einer der fittesten und Austrainiertesten ist. Kein Gramm Fett zu viel und Muskeln ohne Ende, so zeigt sich Sven Maresch hier in Traunreut, obwohl "noch ca. 4 Kilo zum Kampfgewicht für die Europameisterschaft im April fehlen".

Die Deutschen sind im Allgemeinen keine richtig guten Bodenkämpfer, aber in den letzten Jahren wurde hier mit dem Bundestrainer Detlef Ultsch stark gearbeitet und so kommt es aktuell, dass die Weltspitze nicht mehr so gerne mit den Deutschen in den Boden gehen.

Sei es der berühmte Tölzer-Umdreher von Andi Tölzer, die Gurke vom Sebastian Seidel, oder den Langstreckhebel von Dimitri Peter.

 

Sven Maresch ist bisher nicht als "Boden-Viech"aufgefallen, hat sich aber eine Bodentechnik erarbeitet, die so simpel und einfach ist und in der zweiten Trainingseinheit das Hauptthema war.

 

Nennen wir ihn der einfachheitshalber heute "Maresch-Dreher"

 

 

Sven Maresch sollte recht behalten, denn die Technik ist blitzsauer und vielseitig. Maresch und Schubert korrigieren geduldig und geben wertvolle Experten-Tipps.

 

 

 

Die Traunreuter überreichten den beiden Berlinern noch die bayerische Smoothie-Variante (Maresch liebt Smoothies mit Leinsamenöl: "sowas gibt Power") und bedankten sich für das Kommen.

 

 

Leider ging der Tag mit Sven Maresch viel zu schnell vorbei, aber die Aiblinger Judoka waren restlos begeistert von diesem Spitzensportlers.

 

 

Auf der Heimreise wurden die Techniken nochmal besprochen und auch eine Diskussion über das Meldesystem des NADA und WADA geführt. Alles mit dem Wunsch häufiger so tiefe Einblicke zu bekommen in den Alltag eines Spitzenjudoka, der, den Judowerten entsprechende, mit deinen Füßen fest auf der Matte steht.

 

"Danke, Sven Maresch und Max Schubert, für den tollen Tag".

 

Text: Holger Bültermann, Bilder: Denis Weisser

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